Die Welt wird von den Unzufriedenen verändert. Aber so manches Schimpfen, Jammern, Hadern hat keinen Ausgang, bringt nicht voran, sondern vergiftet und verbittert Menschen und Teams. Was kann man dagegen machen? Was kann jeder Einzelne tun gegen die Spannungen im Team?
Im Team herrschte Ärger, miese Stimmung und hohe Demotivation. Hadern und Vorwürfe… Das waren die Hauptsymptome einer Abteilung, dessen neuer Chef gebeten wurde, mit diesem schwierigen Team zu arbeiten. In den obligatorischen Einzelinterviews wurde sehr schnell eine Reorganisation als Ursache genannt. Als ich fragte, wann diese Reorganisation stattgefunden hatte, konnte ich es nicht glauben: Vor Achtzehn Jahren! Die meisten, die im Team (mit) darunter litten, war garnicht dabei gewesen.
Diese Erfahrung beinhaltete alles, was das Loslassen der schlechten Emotionen schwer zu machen scheint:
- Eine Kränkung/Verletzung
- Nicht-Nachvollziehbarkeit des Ereignisses,
- Nicht-Einbezogen sein,
- eine schwierige Entscheidung im Eigenanteil (man hätte ja gehen können)
Bestimmte negative Erfahrungen verlassen uns nicht und belasten nachhaltig Motivation, Zufriedenheit und Stimmung. Es sind Ereignisse, die wir nicht zu Ende verarbeitet haben. Sie kommen immer wieder hoch und bestimmen irgendwann unsere Haltung gegenüber Arbeit, Unternehmen, Mitmenschen. Wir geraten in eine Klageschleife, kommen aus dem Jammern und Schimpfen nicht mehr heraus. Wir verbittern und unsere ganze Persönlichkeit kann sich verändern und eingeengt werden. Unser Umfeld rät uns dann „Lass doch los. Das kannst Du doch nicht mehr ändern.“ und zitieren Franz von Assisi: Gott gebe mir die Kraft, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann, den Mut, das anzupacken, was ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Wenn das mal so einfach wäre und solche Appelle ausreichen würden. Was funktioniert da nicht? Was unterscheidet die Verarbeitungsprozesse?
Der Verarbeitungsprozess folgt mehr oder weniger folgenden Phasen:
- Auslöser (Ereignis, dass meiner Landkarte von der Welt widerspricht),
- Versuch der Verleugnung,
- Wutphase mit dem Versuch, die Welt der Landkarte anzupassen,
- Angst/Unsicherheit,
- Abschied vom alten Teil der Landkarte/Trauer,
- Anpassung der Landkarte an die neue Welt.
Manche Ereignisse scheinen am Übergang zwischen Angst und Trauer hängen zu bleiben. Die Erfahrung bewegt sich in einem Strudel von Angst/Ohnmacht (Jammern, Hadern) und Wut (Schimpfen, Vorwerfen) hin und her, ohne den Ausweg zu finden.
Der Ausweg wäre: Abschied nehmen von einer der großen Grundannahmen. Und zu beginnen, die Bereitschaft zu akzeptieren,
- dass ich verletzt werden kann in dieser Welt, ohne selbst Schuld daran zu tragen oder zu versagen
- dass die Welt weder gerecht noch immer nachvollziehbar ist
- dass ich nicht alles kontrollieren kann in dieser Welt
- dass ich nicht perfekt bin und ich in meinen Annahmen und Lebenszielen irren kann.
Wenn diese Grundannahme stimmt, liegt der Schlüssel zum Loslassen, zum Beenden des Verarbeitungsprozesses, in der Fähigkeit, in Versöhnung Abschied zu nehmen, in der Fähigkeit zu trauern. „Kluge Indianer weinen doch.“
Mehr zum Thema schlechte Gefühle überwinden, findest Du in unserem Artikel „Ich kann nicht aufhören, mich zu ärgern!„.
©Grannemanns Workbook