Ein bedeutsamer Begriff bei der Beschreibung herausragender Persönlichkeiten ist der des Charismas einer Person. Schon lange interessieren sich Menschen dafür, was einen charismatischen Menschen ausmacht. Auch die psychologische Forschung beschäftigt sich mit der Frage, ob man Charisma lernen und bewusst einsetzen kann.
Ursprung & heutige Sicht
Das Wort Charisma besitzt einen religiösen Ursprung und stammt aus dem Griechischen. Es bedeutet „Gnadengabe“, womit die Fähigkeit gemeint war andere Menschen inspirieren, überzeugen und führen zu können. Der Charismabegriff war immer eng verbunden mit dem Mythos des großen Einzelnen, der durch seine Ausstrahlung die Massen bewegt und den Lauf der Geschichte verändert.
Heute, im Zeitalter der demokratischen Massen- und Mediengesellschaft, hat der Charismabegriff seine ursprüngliche Bedeutung als ?göttliche Gnadengabe? verloren. Als charismatisch gelten oft Künstler, Religionsführer, Politiker oder Filmstars, die es vermögen durch ihre Präsenz, ihr Lächeln, ihre Worte oder Gesten die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zu ziehen und die Menschen geradezu zu hypnotisieren. Aber auch im Alltag begegnet man Personen wie Vorgesetzten, Trainern oder auch Kollegen, die ebenfalls charismatische Züge an den Tag legen.
Bedingungen
Damit das Charisma einer Person zum Ausdruck kommt müssen zwei externe Voraussetzungen gegeben sein. Die Gabe muss sich einerseits in einer bestimmten Situation zur Wirkung entfalten können, andererseits muss sie von einem Publikum erkannt werden und positive Reaktionen hervorrufen.
Eigenschaften
Bei der Analyse von Eigenschaften und Fähigkeiten charismatischer Persönlichkeiten wurde als wichtigste Eigenschaft die emotionale Ausdrucksfähigkeit herausgestellt. Charismatische Persönlichkeiten sind in der Lage ihre Gefühle auf eine Weise auszudrücken, die Zuhörer anspricht, begeistert und zu einer bestimmten Handlung motiviert. Hiermit ist jedoch keine übertriebene Selbstdarstellung gemeint oder ein ständiges ausdrücken positiver Gefühle.
Entscheidend ist die Fähigkeit die Gefühle anderer „lesen“ zu können und diese in den eigenen Handlungen zu berücksichtigen. Charismatiker besitzen ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, häufig auch als „emotionale Intelligenz“ bezeichnet. Das am stärksten herausstechende „aktive“ Merkmal charismatischer Persönlichkeiten ist die Fähigkeit andere zu begeistern und zu inspirieren. Sie verfügen über einen ansteckenden Enthusiasmus und über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein.
Vermittelung eigener Ziele
Das Hauptmedium charismatischer Persönlichkeiten ist die Sprache, worüber sie an die „großen“ Emotionen ihrer Zuhörerschaft appellieren. Hierunter fallen Gefühle wie Stolz, Liebe, Hass, Sehnsüchte und Visionen.
Charismatische Redner benutzen dabei direkte und einfache Worte, die besonders geeignet sind viele bildhafte Assoziationen bei den Zuhörern entstehen zu lassen. Im Mittelpunkt stehen keine abstrakten, sachlich-logischen Erläuterungen, sondern es wird auf die „Bauchgefühle“ und das „Herz“ abgezielt.
Kann man Charisma lernen oder ist es angeboren?
Verschiedene Forscher haben sich mit der Frage befasst, ob man diese besondere Ausstrahlung, das Charisma lernen kann. Es hat sich herausgestellt, dass die alleinige Kenntnis über den Wirkmechanismus nicht ausreicht um zu einer charismatischen Ausstrahlung zu gelangen. Besonders wichtig sind Improvisation und Intuition beim Einsatz charismatischer Stilmittel.
Charisma stellt eine Mischung aus Technik und Persönlichkeit dar. Dies bedeutet, dass sich charismatische Techniken bis zu einem gewissen Maß erlernen lassen, dennoch spielt das charismatische Potential einer Person eine wichtige Rolle.
Nonverbales Verhalten
Neben der richtigen Wortwahl und einem flexiblen Rhetorikstil ist weiterhin das nonverbale Verhalten von besonderer Bedeutung, also die Körpersprache.
In Studien wurde herausgefunden, dass bei der spontanen Einschätzung fremder Personen nach wenigen Sekunden ein besonderer Charakterzug identifiziert werden kann und zwar die Extraversion einer Person. Diese Eigenschaft beschreibt die Bereitschaft auf andere zuzugehen und sie für sich einzunehmen. Zwischen Charisma und Extraversion besteht ein enger Zusammenhang. Offensichtlich wird die Wahrnehmung einer Person als extravertiert und selbstbewusst und damit die Zuschreibung charismatischer Züge stark über das nonverbale Verhalten gesteuert.
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