Warum vertrauen wir einer Person, einer anderen aber nicht? Wie steht das in Zusammenhang mit unserer Körpersprache? Woran glauben wir, die Vertrauenswürdigkeit eines Menschen erkennen zu können? Prof. DeStean von der Northeastern University ist es mit seinen Studenten gelungen, dieses bislang ungelöste Mysterium zu lüften.
Die Situation
Du hast gerade einen Menschen kennengelernt. Bei einem beschleicht Dich ein mulmiges Bauchgefühl, während Du einer anderen Person nach nur kurzem Besinnen persönliche Gegenstände anzuvertrauen würdest.
Vier Signale der Körpersprache, die Misstrauen auslösen
In den Kennlerngesprächen der Versuchsteilnehmer wurden die Signale der Körpersprache genau aufgenommen und beobachtet. Danach wurde das Vertrauen daran gemessen, inwieweit die Partner bereit waren, dem Gesprächspartner in einem Spiel Geld anzuvertrauen.
Dabei fielen vier Signale auf, die offenbar Vertrauen zerstören:
- Das Berühren der eigenen Hände
- Das Berühren des eigenen Gesichtes
- Das Überkreuzen der Arme
- Das Zurücklehnen in Stuhl oder Sessel
Das vereinzelte Auftreten eines dieser Signale blieb ohne messbare Wirkung. Die Kombination dieser Signale jedoch hatte Misstrauen zur Folge. Und dies umso stärker, je häufiger die Kombinationen auftraten.
Statussignale und Vertrauenssignale der Körpersprache
Auffällig ist, dass diese Signale auch beim Verhaltensinventar von Gleich-, Hoch- und Tiefstatus (Leadion.de) auftauchen – aber in verschiedenen, widersprüchlichen Botschaften. Während Berührungen vor allem des eigenen Gesichtes zu den Tief- (oder Offen-) Status-Signalen gehören, sind Zurücklehnen und Armekreuzen eher Hoch (oder Fest-) –Status-Signale. Unter Umständen ist es diese Inkongruenz, die Misstrauen auslöst.
Solche Signale können auch als einfache und unnötige Verhaltensgewohnheiten entstehen und als solche wieder entlernt werden.
Langfristige Faktoren für Vertrauen
Kommt eine Beziehung über den Primacy-Effekt (Prägung durch den ersten Eindruck) hinweg, werden die konkreten Erfahrungen, die wir mit Menschen machen, bedeutender. Liegen keine eigenen, direkten Erfahrungen vor, vertrauen wir auf die Erfahrungen derer, denen wir vertrauen. Also: was erzählen andere über uns? Welche Referenzen erhalten wir von anderen.
Einmal missbrauchtes Vertrauen wird gesellschaftlich schnell bestraft. Ein solcher Ruf eilt diesen Menschen schnell voraus und ist nur schwer wieder zu reparieren.
Die Aufgabe (nicht nur) der Führungskräfte ist es, robuste, belastbare Beziehungen zwischen Mitarbeitern und untereinander im Team zu fördern. Vertrauen ist das Schmiermittel, der See in dem unsere Arbeit und unsere Führung stattfinden. Ohne Vertrauen ist alles nichts.
Ein weiterer Vertrauenskiller der Moderne: Das Handy auf dem Tisch zerstört Vertrauen!
© Grannemanns Workbook