Prokrastination. Das Immer-Wieder-Aufschieben von Aufgaben nervt nicht nur, sondern nagt auch am Selbstwertgefühl. Häufig sind es sogar Aufgaben, die für Dich ganz persönlich wichtig sind, die für Dich neue Türen öffnen und den Start für neue Entwicklungen legen. Es sind sehr häufig genau die Aufgaben, die immer wieder verschoben werden, bei denen von außen keine Dringlichkeit vorliegt.
Typische Beispiele für Prokrastinations-Aufgaben
- Steuererklärung
- Apps kündigen, bei denen die Betreiber nicht wollen, dass man kündigt und man jetzt schon weiß, wie kompliziert das ganze Verfahren sein wird
- Sich für irgendetwas bewerben
- Oder andere unangenehme Sachen (sich entschuldigen, einen Termin absagen, …)
Unser „De-Prokrastinations-Service“
Du hast eine Aufgabe, die Du immer wieder aufschiebst? Dann melde Dich bei unserem De-Prokrastinations-Service.
Wir meinen es ernst: Ruf uns an oder schreibe uns eine Mail mit Deiner Aufschieberitis-Aufgabe und Ulrich Grannemann höchstpersönlich wird mit Dir in ein kleines Einzelcoaching gehen.
Zur Ursache der Prokrastination
Unsere beiden Systeme – kognitive Intelligenz (Bewusstsein, Kopf, „Reiter“) und intuitive Intelligenz (Unterbewusstsein, Bauch, „Elefant“) – haben eine Arbeitsteilung. Der Kopf oder Reiter hat Ideen und macht Vorschläge. Der Bauch oder der Elefant nimmt diese Vorschläge an, weil er keine Einwände hat. Oder er hat Einwände bzw. ein Störgefühl und lehnt ab, legt ein Veto ein. Dabei übernimmt der Elefant die Kontrolle, lässt uns abschweifen, Ablenkungen suchen, treibt uns in Überlegungen. Das Ergebnis ist immer wieder dasselbe: Wir starten nicht mit der Aufgabe. Der Elefant hat dafür einen guten Grund. Es ist nämlich seine Aufgabe, uns zu schützen. Vor Gefahren, vor Dingen, die schief gehen könnten, etc. Der Elefant hat also eine gute Absicht. Deshalb halte ich auch nichts von dem Begriff innerer Schweinehund.
Den Elefanten schlau machen
Das Problem mit dem Elefanten und seinen positiven Absichten ist, dass er entwickelt wurde als der Mensch noch in der Savanne um sein Überleben kämpfen musste. Er macht keinen Unterschied zwischen einer Präsentation und einem Säbelzahntiger, der einen bedroht. Hinzukommt, dass der Elefant völlig unfähig ist, Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen und dass er negative Ereignisse sehr viel höher bewertet als positive. Dadurch sind wir nicht immer gut aufgestellt für die moderne Welt.
Die Ursache ist klar. Wenn wir Erdbeeren übersehen haben, ist das sehr schade (positives Ereignis), aber wenn wir das Lauern eines Säbelzahntigers übersehen haben, ist es tödlich (negatives Ereignis). Das führt zu einer Entscheidung und dazu, sich zu viele unnötige Sorgen zu machen („Mein Leben ist voller Katastrophen. Zum Glück ist keine davon eingetreten.“)
Anleitung gegen Prokrastination in mehreren Entscheidungsschritten
1. Gibt es einen guten Grund, mit der Aufgabe noch zu warten? Ja oder nein?
- Ja: Das bedeutet, dass Dein Unterbewusstsein Dich vor einer zu schnellen Entscheidung bewahren möchte. „Soll ich kündigen?“, „Soll ich diesem Verein oder dieser Partei beitreten?“, „Soll ich diese Vereinbarung oder diesen Vertrag annehmen?“.
Solche Fragen zeigen, dass die Entscheidung in einem solchen Fall noch nicht reif ist. Jetzt ist also noch die Frage offen, ob diese Aufgabe überhaupt gemacht werden sollte. - Nein: Bei sehr vielen aufgeschobenen Entscheidungen gilt die fehlende Entscheidungsreife nicht. Es ist klar, dass ich die Steuererklärung machen muss, dass ich die App kündigen muss, dass ich das Kapitel lernen sollte, dass ich diesen Termin absagen muss. Dann ist die nächste Frage: Was genau ist hier der Einwand? Was lässt das Unbewusste Dich davon abhalten?
Was bei einem „Nein“ passiert, ist mit einer Metapher leicht erklärt. Bevor wir eine Aufgabe beginnen, machen wir uns einen Film, wie alles ablaufen wird – wir spielen die Aufgabe durch: Ich gehe ins Büro, öffne die Schublade und hole das Papier mit der Steuererklärung heraus, mache die ersten Kreuzchen. Plötzlich steht da „Belege beifügen“ und der Film stoppt, weil ich nicht weiß, wo die Belege liegen und ob ich alle gesammelt habe. Dann finde ich die Belege nicht, weiß nicht, wo ich noch suchen soll, ärgere mich, dass ich die Beträge nicht absetzen kann. Diese unklaren und dunklen Szenen im Probelauf reichen dem Elefanten vollkommen, um zu sagen „Wenn das so unsicher ist, lass das mal lieber sein. Außerdem wolltest Du Deine Freundin noch anrufen und der Geschirrspüler ist auch noch nicht ausgeräumt. Und da ist gerade eine Mail reingekommen, die Du beantworten musst.“ Und schon ist diese Aufgabe wieder einmal verschoben worden und wenn Du heute Abend Deine To-Do-Liste checkst, wird die Aufgabe mal wieder unten als nicht erledigt liegen geblieben sein. Aus Sicht des Elefanten ist diese Reaktion ganz vernünftig. Warum sollte er uns durch einen dunklen Sumpf laufen lassen, wenn wir trockenen Fußes außen herum laufen können? Er weiß ja nicht, dass er irgendwann sowieso durch diesen Sumpf (Steuererklärung) laufen muss. Je häufiger mein Elefant bzw. mein Unterbewusstsein Reißaus nimmt, desto schneller reagiert er allergisch auf unklare Szenen im Arbeitsprobelauf.
Es hilft nichts. Unser Reiter muss sich zusammen mit dem Elefanten diese Szene einfach genauer anschauen, sonst wird die Prokrastination keine Ende nehmen. Was genau kann denn da schiefgehen?
Typische Einwände des Unbewussten sind:
- Ich weiß einfach nicht weiter.
- Ich bin nicht gut genug.
- Die Aufgabe wird meinen eigenen perfektionistischen Ansprüchen nicht genügen.
- Man wird mir absagen.
- Andere Leute werden verärgert reagieren.
- Dann muss ich wieder Entscheidungen treffen und ich weiß nicht, ob sie richtig sind.
- Das wir mich unsicher hinterlassen.
- Vermutlich werde ich das nicht verstehen.
2. Was könnte schiefgehen?
Mache Dir eine Liste mit Aufgaben, die Dich am schnellsten zur Prokrastination treiben (Nicht im Kopf. Schreibe es wirklich auf!) und Deinen dazugehörigen Sorgen oder teile Deine ständigen Bedenken in den Kommentaren unter diesem Artikel. Wir sind sicher, Du bist nicht alleine mit Deinen Gedanken.
3. Ist es wahrscheinlich, dass das passiert?
Nein? Dann gibt es keinen Grund, nicht loszulegen. Beginne jetzt mit der Aufgabe.
Ja? Wer oder was kann Dir helfen, wenn das passiert? Kennst Du jemanden, der einen kennt, der sich damit auskennt? Kannst Du die Aufgabe einfach delegieren? Gibt es jemanden, der das besser kann?
Du musst damit leben, dass das passiert (Wer sich bewirbt, muss auch damit rechnen, eine Absage zu erhalten. Mal gewinnt man, mal verliert man. Nur, wer Kontrolle abgibt, wer sich dem Ungewissen übergibt, kann auch wirklich neue Ufer erreichen.). Bei manchen Aufgaben fällt es schwer, zu sagen, wann man fertig ist. Wann ist gut gut genug? Wann ist das Kunstwerk, das Konzept, das Exposé, die Gliederung für eine Masterarbeit etc. gut genug? Manchmal ist diese Frage nicht zu beantworten. Was aber zu beantworten ist: Wieviel Zeit willst Du darauf investieren? Wieviel Einsatz ist Dir das wert? Oder delegiere die Entscheidung „Jetzt ist es gut“ an jemand anderen. Wer könnte das sein? Und schon wieder liegt die Lösung daran, sich nicht zu scheuen, andere Menschen um Hilfe zu bitten.
Du hast eine notleidende Aufgabe? Her damit! Nutze unseren De-Prokrastinations-Service!
©Grannemanns Workbook