Die Ausbildung ist abgeschlossen, die Welt steht mir offen. Warum der Jobstart häufig holprig ist und woran Berufseinsteiger scheitern. Die wichtigsten «To do’s» und «Not to do‘s» beim Einstieg.
Eintritt in eine neue organisatorische Wirklichkeit
Was müssen Sie tun und was müssen Sie vermeiden, wenn Sie erfolgreich Ihren Platz in einem Unternehmen oder einer Organisationen finden wollen? Davon ausgehend, dass Sie genau das Unternehmen gefunden haben, in dem Sie Ihre Werte wiederfinden und das Ihre Talente braucht, sind es nicht die fachlichen Fähigkeiten, die über Ihren weiteren Lebenslauf entscheiden werden. Es sind die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.
Ja, ja! Richtig, diese Antwort haben Sie schon erwartet und befürchtet! Diesen Allgemeinplatz lesen Sie in jedem zweiten Beitrag zu diesem Thema. Was meint das aber genau? Es gibt dazu mehr zu sagen als allgemeine Beschwörungen und Ratschläge auf hochabstraktem Niveau.
Fundament der Karriere
Wie mache ich das Beste aus meinen Fähigkeiten? Wie werde ich zu einem respektierten, gesuchten, zuverlässigen und erfolgreichen Mitarbeiter? Allen Unkenrufen und Selbstvermarktungsratgebern zum Trotz ist eine hervorragende Aufgabenerfüllung immer noch die solideste, nachhaltigste und erfolgreichste Basis für eine Karriere. Neben der eigentlichen fachlichen und inhaltlichen Arbeit gibt es drei Disziplinen, die über den Erfolg entscheiden:
A. die Aufgabenannahme, das Design des Aufgabenpaketes (Erwartungsmanagement)
B. die Aufgabensteuerung des Paketes durch die (teilweise unsichtbaren) Informations-Kommunikations- und Entscheidungsregeln des Unternehmens und
C. der Umgang mit Feedback und Kritik bei Ablieferung des «Arbeitspaketes».
Aufgabenannahme
Leistungen sind nicht gleich Erwartungen. Werde ich erfolgreich, indem ich die besten Leistungen erbringe? Werde ich anhand meiner Leistungen beurteilt? Nein, leider ist das nicht richtig – oder zumindest nicht richtig genug.
In Wirklichkeit werden wir nicht primär nach unserer Leistung bzw. was wir für unsere Leistung halten beurteilt, sondern vielmehr danach, ob wir die Erwartungen erfüllt haben. Dabei können Erwartung und Leistung durchaus identisch sein, müssen es aber nicht und gerade an dieser, nicht immer sichtbaren Differenz zwischen objektiver und erwarteter Leistung sieht man viele Berufseinsteiger scheitern.
Erwartungsmanagement
Das heißt also, dass für die Wahrnehmung meiner Leistungen mein Umgang mit den Erwartungen, wenn man so will mein «Erwartungsmanagement», entscheidend ist. Management heißt nicht, Erwartungen erfragen oder erraten und dann erfüllen, sondern designen, mitgestalten, realistisch machen und, unter Umständen, Unerfüllbares nicht in die eigene Verantwortung nehmen.
Hauptfehler in den ersten Jahren
Mitarbeiter fragen zu wenig. Die Motive sind klar: Man möchte nicht nerven. Man möchte intelligent und von der schnellen Truppe sein. Man hat gerade den Zuschlag für die Stelle bekommen und möchte zeigen, dass man sie verdient hat. Viele scheinen einen alten Satz von Beothius zu fürchten: «Si tacuisses, philosophus mansisses.» Oder: Wenn du geschwiegen hättest, so wärest du ein Philosoph geblieben.
Führungskräfte haben fast nie Zeit. Und so lieben sie es, die Aufgabenpakete schnell «über den Zaun zu werfen» und mit einem kurzen jovialen «Machen Sie mal» auf punktgenaue Erfüllung zu hoffen. Meine eigenen beruflichen Anfänge liegen zwar schon Jahrzehnte zurück, aber an die vielen nutzlosen Stunden, in denen die Gedanken um die Frage kreisten, was der Chef wohl gemeint haben könnte, kann ich mich noch gut erinnern. Die fröhliche Hypothesenbildung zur jungberuflichen Abendstunde. Wenn wir nicken und keine Fragen stellen, geht der Chef davon aus, dass das, was an Bildern und Vorstellungen in seinem Kopf ist, nun auch in Ihrem ist. Na dann, viel Spaß beim Raten und Gedanken lesen.
Vier Seiten der Delegation
Gehen Sie nicht ohne die großen Vier in die Aufgabe: Content, Context, Budget, Rules. Den Anfang macht die Frage, was hinten rauskommen soll. Wie sieht der Output aus? Welches sind die wichtigsten Kriterien, an denen ich die Zielerreichung erkennen kann (die so genannten Zielerreichungsphänomene)? Welche Punkte genau sind entscheidend? Egal was Sie fragen, die Antwort muss bei Ihnen Bilder machen.
Ist das Erwartungsmanagement abgeschlossen, folgt die eigentliche Steuerung der Arbeit. Weiter geht es damit in Teil 2: Metaregeln der Arbeit – Woran Berufseinsteiger scheitern.
© Grannemanns Workbook