Kann man sich glücklich arbeiten? Keine Ahnung. Weiß ich nicht. Aber schön wäre es, oder? Also lass es uns versuchen! Ein Programm zu glücklicher Arbeit in 10 Schritten:
1. Liste machen
Mach Dir eine Liste mit den Aufgaben, die „notleiden“, die Du schon mal verschoben hast, bei denen Du wirklich denkst: „… ach das muss ich ja auch noch machen!“
Ich muss noch … | Unlustfaktor |
Arzttermin für „x“ machen | 4 |
Abrechnungen machen | 6 |
Formular ausfüllen | 5 |
Konzept für xy machen | 7 |
Versicherungen auf Notwendigkeit checken | 9 |
Keller/Dachboden/Garage aufräumen | 4 |
beim Handwerker anrufen | 3 |
den Leserbrief schreiben | 5 |
Unfallbericht schreiben | 8 |
Gib den Aufgaben einen „Unlustfaktor“ von 1 bis 10 spontan aus dem Bauch. Viel Unlust 10 Punkte, etwas Unlust 1 Punkt. Suche Dir die Aufgabe mit dem größten Unlustfaktor aus. Denn die Idee ist, dass diese Zahl bei jedem Schritt weiter abnimmt und am Ende wenige oder sogar positive Lustpunkte bekommt.
2. Dankbarkeits-Frame
Wir sehen immer alles – also auch unsere Aufgaben – durch einen bestimmten Rahmen (Frame). Wenn ich den Rahmen größer ziehe und den ganzen Kontext sehen kann, verändert sich auch die Bedeutung einer Aufgabe.
Beispiel:
- Da sind schon wieder Fußtritte auf dem Teppichboden und Krümel am Tisch. Stell Dir vor, dass da keine Spuren sind. Und dann mach Dir klar, dass Spuren bedeuten, dass Du nicht allein bist.
- Ich muss noch einen Unfallbericht („Ich war natürlich nicht schuld“) ausfüllen (Ätzend)! Dabei habe ich den schon einmal online ausgefüllt (Also auch noch Doppelarbeit). Ich kann das jetzt natürlich schieben, bis die Versicherung mit Mahnungen droht. Oder ich mache es gleich. Unlustfaktor 5. Reframe: Wie gut muss es Dir gehen, dass Du ein Auto hast, mit dem man überhaupt in einen Unfall verwickelt werden kann!
Allgemeines Muster des Dankbarkeits-Frames: Es ist ein Geschenk, überhaupt in der Lage zu sein, dieses Problem zu haben. Ich kann mich glücklich schätzen, Arbeit zu haben.
„Ja, ich kann dankbar sein, dass es mir so gut geht, dass ich …“. Bei wie vielen Punkten bist Du jetzt?
3. Die 10-Minuten-Aufgaben-Schrumpftechnik
Momo im Gespräch mit Beppo, dem Straßenkehrer (sinngemäß): „Wie machst Du das eigentlich, wenn Du die lange, lange Strasse bis zum Horizont siehst, die Du noch fegen musst? Ist das nicht demotivierend?“ Beppo: „So arbeite ich nicht. Ich plane nicht. Ich mache einen Feger von rechts nach links. Und dann einen weiteren Feger und dann noch einen Feger und so weiter. Wenn Feierabend ist höre ich einfach auf und freue mich auf morgen“.
Ursache für einen hohen Unlustfaktor sind nicht selten Ängste, Vermutungen, dass die Aufgabe an irgendeiner Stelle Probleme macht (Wo waren die Quittungen? Wo hast Du das Passwort hinterlegt? Vermutlich ist das dann nicht gut genug. Dann hast Du bestimmt wieder keine Idee…). Diese Vermutung, dass zum Ende der Aufgabe etwas Unangenehmes passieren könnte, führt dazu, dass wir vorne erst gar nicht anfangen. Einfache Lösung: Mach die Aufgabe klein. Reduziere sie auf die ersten 10 Minuten. Häufig besteht die neu geschnittene Aufgabe nicht mehr in „Steuererklärung“, sondern: Nimm Dir 10 Minuten Zeit, alles zu sammeln, was Du für die Aufgabe brauchst. Mehr nicht. Du darfst auch nicht mehr tun (Paradoxe Intervention).
Wir groß ist der Unlustfaktor dieser neuen 10-Minuten-Aufgabe?
4. Zeitlupen-Technik
Die inneren Einwände aufspüren und aufdecken. Ein Merkmal des Unbewußten ist seine Schnelligkeit. So nennt Daniel Kahneman sein Buch auch Schnelles Denken – Langsames Denken. Es entscheidet so schnell, dass das Langsame, Bewusste gar nicht mitbekommt, was da passiert ist. Ich sehe mich nur plötzlich etwas anderes machen… Geschirrspüler ausräumen, bei Facebook vorbei schauen, Mails checken etc..
Wenn das Unbewusste zu schnell ist für das Bewusstsein, dann muss man den Film so langsam machen, bis man die einzelnen Einwände erkennen kann. Es geht erstmal nur darum, alle Einwände zu sammeln und aufzuschreiben.
Beispiel: Du musst Folien für einen Vortrag machen und schiebst diese Aufgabe immer wieder (Und Du hast diesmal keine Lust auf ein schlechtes Gewissen im Vorfeld und Endterminhektik kurz vorher). Lass typische Einwände, die das Unbewusste bei der Vorstellung der Folienerstellung hat, in Zeitlupe an Deinem inneren Auge vorbeilaufen: Sind die Folien gut genug? Werden das zu wenig Folien? Werden das zu viele Folien? Sind die Folien zu voll? Zu leer? Treffe ich das Thema? Zu theoretisch? Zu viele Beispiele? Usw.
Und weil der Mensch auf Grund seiner Evolution dazu neigt, das Negative anzunehmen, wenn er die Wahl hat, reicht das dem uns schützenden Unbewussten aus, den Vorgang vorsichtshalber zu stoppen.
Später und nach einer Pause kann man sich die Einwände anschauen und sich fragen, was man dagegen unternehmen kann. Viele Einwände sind wie Vampire. Sie verschwinden mit dem Augenblick, in dem das Sonnenlicht der bewussten Erkenntnis auf sie fällt.
Wir wollen, dass Deine Arbeit Dich glücklich macht. Und weil diese Technik so effektiv ist, haben wir ihr einen eigenen Artikel gewidmet: Die Zeitlupentechnik – unliebsame Aufgaben meistern.
5. Das-ist-doch-eigentlich-wie-Manöver
Manchmal kann man eine Aufgaben-Aversion gar nicht über Einwände erklären, sondern sie rührt von einer unglücklichen Prägungssituation her. Irgendeine unangenehme, einmalige Vorerfahrung, die sich das Unterbewusstsein gut gemerkt hat und jetzt eine Wiederholung verhindern möchte. Damit verhindert Dein Unterbewusstsein aber auch, dass Deine Arbeit Dich glücklich machen kann. Dann kann evtl. die Das-ist-doch-eigentlich-wie-Technik helfen. Grundidee ist, einen neuen Nebeneingang für die Aufgabe zu suchen: Suche zu Deiner notleidenden Aufgabe (Steuererklärung) eine Aufgabe, die Dir leichtfällt und irgendwie Ähnlichkeiten damit hat (Amnesie-Bögen beim Arzt ausfüllen, Formulare füllen, Kreuzworträtsel lösen). Im Grunde ähnelt das einer Lust- und „Leichtigkeits-Transfusion“ von einer lustschwachen Aufgabe zu einer luststarken Aufgabe. Tu so, als ob es Deine Lieblingsaufgabe wäre! Dann läuft alles schon sehr viel leichter.
Hier liest Du die weiteren Schritte: Glücklich durch Arbeit? Der 10-Schritte-Plan | Teil 2
© Grannemanns Workbook