Wie gelingt der Berufseinstieg nach einem Burnout?
„Was machst Du eigentlich, wenn es Dir nicht gut geht?“, fragte eine Kollegin ihre Freundin. Die antwortete: „Ich räume meinen Kleiderschrank auf.“ Was hat der Kleiderschrank der Freundin mit einem Burnout zu tun? Dazu später mehr.
Fehlende Belohnung kann zum Burnout führen
Das sogenannte Erschöpfungssyndrom ist mittlerweile viel stärker in das Bewusstsein der Verantwortlichen gerückt. Es ist besser erforscht und die Möglichkeiten, darauf zu reagieren haben sich vervielfacht. Es gibt vielfältige Ursachen, verschiedenartige Auslöser und Verläufe. Die häufigste Ursache eines Burnout ist das Zusammenbrechen meines Belohnungssystems meiner Arbeit. Ich tue immer noch das Gleiche, aber es befriedigt mich nicht mehr. Das heißt, ich habe einfach einen Mangel an Serotonin-Ausschüttung in meinem Gehirn. Manche beginnen daraufhin, die Schlagzahl ihrer Arbeit zu erhöhen, noch mehr zu arbeiten, in der Hoffnung, dass sie irgendwo noch Befriedigung erreichen. Oder sie machen das Gegenteil, weil sie bemerken, dass all diese Anstrengungen nicht den erwünschten Erfolg bringen und machen in der Folge weniger oder gar nichts mehr („Ich kann nicht mehr arbeiten“ – Hilfe bei Burnout). Ein weiteres Phänomen ist, dass uns das Unterbewusstsein sagt, „diese Arbeit will ich nicht mehr“. Deshalb ist es ein starkes Alarmzeichen, wenn man seltsame Fehler macht, die letztendlich darauf zurückzuführen sind, dass wir uns selbst sabotieren.
Die Arbeit ist krank geworden
Ich denke, es ist zu allererst wichtig, zu akzeptieren, dass ein ehemals gesunder Arbeits- oder Handlungsstrang (ich tue etwas und was ich tue wird belohnt, weil es gebraucht wird und weil es Nutzen hat) nicht mehr gilt. Dieser Handlungsstrang, versinnbildlicht als Stromleitung, ist dann im wahrsten Sinne des Wortes durchgebrannt. Ich tue etwas und werde dafür nicht belohnt.
Nicht in die alte Arbeit zurück
Ich warne davor, nur den Menschen zu heilen, z. B. durch einen längeren Urlaub oder eine entsprechende Kur und an den alten Arbeitsplatz zurückzukehren, ohne die Arbeit selbst geheilt zu haben. Dann entlasse ich einen gesunden Menschen wieder in eine kranke Arbeit. Über einen Rückfall muss man sich dann nicht wundern. Die wichtigsten Anzeichen von kranker Arbeit oder kranken Aufgaben sind:
- Es dauert zu lange bis man ein Feedback bekommt
- Die Aufgaben sind zu groß, zu umfangreich
- Die Aufgaben sind zu wenig strukturiert und zu wenig in kleine Einheiten unterteilt
- Eine Arbeit kann aber auch zu wenig Sinn oder Nutzen bringen
- Der Aufwand kann zu groß sein
- Ich habe niemanden, der mir Feedback gibt und arbeite somit allein
- Es ist zu abstrakt
- Es ist nie ganz klar, ob die Aufgabe nun beendet ist oder nicht. Es gibt keinen klaren Abschluss einer Aufgabe
Kennzeichen gesunder Arbeit
Wenn wir gesunde Arbeit haben wollen, die uns glücklich und zufrieden macht, sehe ich drei wichtige Kriterien:
- Prüfe, ob die Aufgaben in kleinere Einzelaufgaben oder Einheiten zu zerteilen sind. Je kleiner die Einheiten sind, desto besser („Mein Ziel ist, die Vogelwelt zu retten.“ Besser: „Ich hänge einen Nistkasten auf“).
- Gibt es ein klares Merkmal, dass die Aufgabe erledigt oder nicht erledigt ist? („Der Nistkasten soll sehr schön sein.“ Besser: „Es hat ein Loch von 2cm Durchmesser und einen Rauminhalt von 10x10x10cm.“)
- Sorge dafür, dass Du jemanden hast, dem Du Dein Ergebnis zeigen kannst. Hole Dir jemanden, mit dem Du zusammenarbeitest und von dem Du Feedback erhältst. Wir sind nun einmal soziale Wesen und waren noch nie dazu bestimmt, allein zu arbeiten. Leistung entsteht immer dadurch, dass ich etwas tue und gucke, ob meine Horde das auch gut findet. Und im weiteren Verlauf mache ich dann mehr von den Dingen, die die Horde gut findet und weniger davon, was sie nicht gutfindet. Dadurch lernen wir Stück für Stück, Dinge zu tun, die uns guttun und weniger von den Dingen zu tun, die uns nicht guttun.
Kleine Erfolge reichen auch!
Jetzt zum Kleiderschrank. Wenn man neu anfängt, mache Dir genau gesunde Aufgaben, denn eine Studie macht uns Hoffnung: Dem Gehirn ist es nämlich völlig egal, ob wir die Welt retten oder ob wir den Kleiderschrank aufräumen. Die Menge von Serotonin, mit dem wir im Gehirn für unseren Erfolg belohnt werden, ist gleich.
©Grannemanns Workbook