Du wirst gemobbt – dann lass die Mobber mit Ihrem Problem allein!
Vorab eine gute Nachricht. Du leidest unter Mobbing, aber nicht an Mobbing. Nicht Du bist „nicht in Ordnung“, sondern das System, das Team, das Dich disst, schmäht, beleidigt, schneidet etc.
Krank ist das System, nicht Du.
Ein mobbendes System ist ein Kochtopf unter Druck. Die Aggression geht eben nicht dahin, woher sie kommt (Chef, frustrierter Mitarbeiter), sondern sucht sich das naheliegende Ventil. Und das bist zufällig Du. Wenn Du weggehst, ist das Ventil zwar nicht mehr da, aber der Druck ist immer noch da.
Wenn Du gehst findet man nach einer Schamfrist ein neues Ventil. Wenn Du Dir nicht gerade vornimmst, das gesamte System umzukrempeln und zu heilen, empfehle ich schon lange, das Team mit seinem Problem allein zu lassen und einfach zu gehen. Auch wenn es einen Teil gibt, der sich fragt, warum gerade das Opfer gehen soll, während die Täter bleiben. Das ist doch ungerecht. Ja, aber nicht verantwortbar.
Bei der Heilung eines durchmobbten Systems (Ansatzpunkt ist immer der Chef, der selbst den Druck reinbringt oder ihn zulässt) steigt die Aggression zunächst noch. Es ist immer noch schwer genug, auch wenn man das Ventil / das Opfer für die Zeit der Operation / Heilung aus dem Spiel nimmt.
Die Verletzungen, die Du davonträgst, verschwinden ja nicht, wenn Du die andere Wange auch noch hinhältst. Heldenhafte Durchhalteparolen („Das werde ich durchstehen“) erhöhen den Schaden, den Du hast. Es ist kein Kampf, Du gegen die. Es gibt nichts zu gewinnen. Es geht nicht darum, wer inhaltlich oder moralisch Recht hat. Mobbing ist nicht das Damespiel. Haust Du meine Tante, hau ich Deine Tante. Mobbing ist wie Poker. Wenn Du ein schlechtes Blatt bekommen hast, steige aus und opfere nicht noch mehr von Dir.
Das entspricht meiner Erfahrung. Mobbingopfer hatten vorher das Problem nicht, und nach dem Wechsel in ein anderes Team auch nicht.
Versuche die Preise abzuwägen, die ein Bleiben oder ein Wechsel mit sich bringt. Die Zeit spielt allerdings gegen Dich. Mobbing macht manchmal Pause, wird auf lange Sicht aber eher zunehmen. Und wenn Du gehst, hol Dir einen Coach, der Dir hilft, sich in 4 bzw. 6 Augengesprächen zu verabschieden. Keiner will schuld gewesen sein. Mach allen klar: Wenn das Gute schweigt, siegt das Böse.
Du bist nun auf der Suche nach einem Coach? Christian U. Grannemann ist hier genau der Richtige für Dich. Schreibe uns gerne eine Mail, wenn Du Hilfe für Dein Berufsleben suchst oder sieh Dich für mehr Informationen auf leadion.de um.
©Grannemanns Workbook
1 Kommentar
„Ich werde gemobbt am Arbeitsplatz“
Vielen Dank für Ihre interessanten Informationen zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz. Wir finden, Betroffene sollten das nicht einfach hinnehmen. Denn dieses Verhalten ist niemals eine Option. Viel besser ist es, das Gespräch mit den Kollegen zu suchen und auch den Vorgesetzten mit einzubinden. Leider haben wir beobachtet, dass Vorgesetzte selbst zu befangen sind um zu helfen. Schalten Sie besser den Betriebsrat ein.
Allerdings reicht es oft schon, nur das Wort Mobbing zu verwenden. Dann läuten bei Vorgesetzen schon alle Alarmglocken, denn das ist ein Hinweis darauf, dass Ärger für die Abteilung entstehen könnten.
Wir erlebten Mobbing am Arbeitsplatz und uns war klar, dass wir rasch aktiv werden und uns dagegen wehren mussten. Es macht keinen Sinn, den Mobbing-Attacken mit besonderem Fleiß entgegenzuwirken. Und das, obwohl bei Mobbing-Attacken sehr oft Arbeits-Mängel als Vorwand dienen.
Aber es ist eine falsche Strategie, diesen ungerechtfertigten Vorwürfen mit noch mehr Engagement entgegenzutreten. Denn das Mobben ist keine konstruktive Kritik, sondern lediglich ein bösartiges Verhalten. Fiese Kollegen versuchen lediglich die Schwachstellen beim Mobbingopfer zu finden und dann Mobbing-Angriffe zu starten, um die betroffene Person zu demütigen.
Manchmal ist es auch nicht einfach, das Mobbing durch Kollegen von einem normalen Konflikt zu unterscheiden. Denn nicht jeder Streit muss Mobbing bedeuten. Mobbing ist es dann, wenn eine Person systematisch zum Mobbing-Opfer diskriminiert wird. Das Ganze läuft dann zum Beispiel ein halbes Jahr lang und zwar mindestens ein Mal pro Woche. Spontane Streitigkeiten können Sie nicht dazu zählen. Aber gerade diese kommen häufig vor.
Mobber haben zum Ziel, die gemobbte Person auszustoßen. Die Zusammenarbeit und Kommunikation wird verweigert und man versucht, das soziale Ansehen des Opfers zu schädigen. Wer betroffen ist, muss seine Resilienz stärken und darf sich nicht in die Opferrolle drängen lassen. Setzen Sie sich durch und machen Sie das Verhalten entsprechender Kollegen öffentlich. Es ist nichts, für das Sie sich schämen sollten.