Die Unschärferelation der Ziele oder: Von welchen Zielen sollte ich lieber die Finger lassen?
Ich bekomme einen Jahres-Bonus, der abhängig vom Ergebnis des Unternehmens ist. Dieses Ziel wird gerne genommen, weil es gut messbar ist, es ist aber schlecht beeinflussbar. Meine Leistung, mein Verhalten ist dagegen gut beeinflussbar, aber schlecht messbar.
Entweder das eine oder das andere: Die Quadratur des Kreises, Heisenbergs Unschärferelation, nach der man Ort oder Geschwindigkeit eines Elektrons feststellen, aber niemals beides zusammen greifen kann oder auch die Beobachtung, dass sich Plausibilität und Genauigkeit ausschließen.
Die Form der Unschärferelation ist auch beim Ziele setzen zu beobachten. Die Temperatur, die Klimaerwärmung ist gut messbar, aber schwer zu beeinflussen. Den Vorgarten begrünen, den Garten auf Artenvielfalt umstellen, ist gut beeinflussbar, aber der Effekt schwer messbar.
Vielleicht ist das der Grund, dass von allen Teilzielen der Ökologie, das Klimaziel so erfolgreich ist.
Ob etwas verwirklicht wird oder nicht hängt stark vom Design der Ziele ab. Ziele sollten die Wohlgeformtheitskriterien erfüllen.
Psychologisch leicht zu erklären. Die Motivation, die Energie, etwas zu tun und sich in Bewegung zu setzen, steigt neben dem Wert eines Zieles mit dem Maß der Sichtbarkeit des Ziels multipliziert mit der subjektiven Wahrscheinlichkeit, das Ziel erreichen zu können. „Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach“, sagt der Volksmund.
Misstraue den Zielen, die Du Dir setzt
Unsere Gefühlsorganisation ist für das Jagen und Sammeln in der Savanne gemacht. Emotionen wie Sorge, Angst (Cortisol), Wut und Ärger („Frustisol“) fanden Ursache und Reaktion in der unmittelbaren Umwelt. Sie entstanden und konnten aber auch abgebaut werden in der Unmittelbarkeit. Die neuronale Vernetzung der Menschheit versorgt uns mit Informationen von der anderen Seite der Welt. Wir nehmen die Bilder in uns auf, wir können aber selbst viel zu wenig tun, um die Sorge oder den Ärger abzubauen.
Gefühle laufen immer häufiger ins Leere
So entstehen die Emotionen nach wir vor, münden aber immer häufiger nicht in Aktionen, sondern bleiben bestehen. Das heißt, Cortisol und Frustisol werden nicht abgebaut (so wie die Natur es vorgesehen hatte), sondern verbleiben immer länger im Gehirn. Das kann nicht gesund sein. Meiner Schwiegermutter hat man im Heim alle Sorgen abgenommen. Ihre Sorgen und Ängste wurden immer irrationaler und konnten noch weniger wirklich abgebaut werden. Auch Wut und Ärger scheinen immer weniger rationale Auswege zu finden, wenn man in die sozialen Medien schaut.
Eine neue Intelligenz der Gefühle?
Kein Wunder also, dass es in den Therapien immer häufiger um den Umgang mit negativen Emotionen geht. Wie können wir uns von den Gefühlen emanzipieren? Denn sie sind immer weniger gut geeignet, unser Leben zu beherrschen.
„Vertrau Deiner Intuition, misstraue Deinen Gefühlen. Sie sagen nichts darüber aus, wie es Dir wirklich geht.“
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