Bei What’s App gefeiert, in E-Mails gedultet, in Briefen verpöhnt: Smileys bilden die Grenze zwischen formeller und informeller Kommunikation und die richtige Anwendung erfordert ein präzises Feingefühl für die Situation. Schnell wird die E-Mail mit Smiley missverstanden und das nicht einmal unbedingt, weil er den falschen Gesichtsausdruck zeigt. Der Smiley selbst steht schon für die Unterschreitung eines gewissen formellen Standards.
Smileys im Büroalltag?
Doch warum finden die anklickbaren Gesichter hauptsächlich im privaten Bereich Anwendung und fristen ein Schattendasein im Büroalltag? Sicherlich eine Generationenfrage und, mehr noch und auch zurecht, eine Frage, ob wir etwas ändern wollen an dem funktionierenden System der formellen, schriftlichen Kommunikation, am Erarbeiteten, am Bekannten und Etablierten – vor allem gegenüber Nicht-Vertrauten, die möglicherweise Fehler, Schwächen, Unhöflichkeiten in unserer Ausdrucksweise erkennen könnten.
Doch Sprache, auch Schriftsprache, entwickelt sich: von den bildlichen Schriftzeichen der Ägypter und anderer, den Hieroglyphen, zu den abstrakteren aber flexibleren Lateinischen Buchstaben und, um nur einige Jahrhunderte zu betrachten, von den emotionalen Formulierungen der Romantik zur sachlichen Pokerface-E-Mail von heute. Fragen wir uns ehrlich: Sprechen wir nach einem erfolgreichen Termin davon, dass wir uns nun himmelhochjauchzend fühlen oder sagen wir eher neutral, weg vom Ich und hin zum Objekt, dass “es gut lief”? Sagen wir, dass wir zu Tode betrübt sind, wenn unser bester Kunde uns verlässt, oder vielleicht doch eher, dass “das sehr schade ist”?
Smileys als Ersatz-Mimik
Viel zu häufig verkommen Emotionen und Gefühle im Schriftverkehr zu Floskeln: “Ich würde mich sehr freuen, wenn … “. Und wie schon so oft beschrieben, ist der Inhalt, das Gesagte nicht das einzig Wichtige in der Kommunikation: Gestik, Mimik, Tonfall, Augenbewegungen und Körpersprache spielen eine entscheidende Rolle. Dabei bleibt gerade heutzutage, in Zeiten in denen Effektivität und Effizienz so häufig unsere Leitlinien sind, kaum Zeit, um mehr als den tatsächlichen Inhalt selbst zu Papier oder in die E-Mail zu bringen. Und zu allem kommt hinzu, dass wir so eindeutig wie möglich sein möchten, um den Unwägbarkeiten der VUCA-Welt vorzubeugen. Doch ist reiner Inhalt tatsächlich eindeutig?
Wie empfinden Sie die folgenden Aussagen?
- Das lief ja super.
- Das lief ja super.
- Das lief ja super.
- Das lief ja super.
Ist der Inhalt tatsächlich immer der Selbe? Oder gibt es Nuancen und lässt sich sogar die – in der persönlichen Kommunikation häufig auftretende – Ironie erkennen?
Mehr Eindeutigkeit in der schriftlichen Kommunikation
Smileys können eine Ersatz-Mimik darstellen und uns wieder einen kleinen Teil von dem wiedergeben, was uns bei der schriftlichen Kommunikation fehlt. Dennoch gilt dabei natürlich das gleiche wie auch in der persönlichen Kommunikation: Eine Überflutung des Gegenüber mit emotionaler Mimik, das Senden ambivalenter Signale und das Aus-dem-Auge-Verlieren des Wesentlichen ist nicht hilfreich. Im Gegenteil. Es verwirrt, überlädt und ist anstrengend. Aber eine kurze Beschreibung, wie der Termin gelaufen ist, oder ein schnelles Danke, für die vollständig gelieferte Information: Könnte man das nicht mit einem Smiley verdeutlichen? Würde es dem Gegenüber nicht einiges an Grübeln ersparen, wie die Aussage jetzt genau gemeint war? Ob das “Okay” oder “In Ordnung” jetzt meint:
“Naja, dann müssen wir das wohl so hinnehmen, weil wir/Sie nichts besseres daraus machen konnten” | Okay |
“Klasse, freut mich zu hören. Mit dieser Lösung bin ich glücklich, so habe ich mir das vorgestellt” | Okay |
Was meinen Sie: Können Smileys Kommunikation verdeutlichen? Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung, wir sind gespannt!
© Grannemanns Workbook