„Es ist leichter ein Atom zu spalten als ein Vorurteil“ wird Albert Einstein gerne zitiert. Mit dem Meinungsaustausch (man geht mit seiner eigenen Meinung rein und kommt mit der Meinung des anderen wieder heraus) scheint es nicht so einfach zu sein. Um Meinungen zu ändern, braucht es Überzeugungsfähigkeit.
Studien von John Cook (Global Change Institute, University of Queensland) und Stephan Lewandowsky (School of Psychology, University of Western Australia) bringen überraschende Erkenntnisse darüber, was feste Meinungen / Überzeugungen und (Vor-) Urteile verändert bzw. was sie noch mehr verfestigt:
Wie können wir die Chancen erhöhen, dass andere ihre Meinungen ändern?
- Bringe den Anderen in einen guten Zustand.
- Starte mit wenigen und einfachen Fakten.
- Vermeide die Wiederholung des alten Mythos.
- Biete stattdessen einen neuen Mythos an.
Überzeugungsfähigkeit in der Arbeitswelt
Ob Positionen im Meeting, Einwände bei Veränderungsprojekten oder „Black Boxes“ im Feedbackgespräch mit Mitarbeitern – nicht selten haben wir es mit unverrückbaren Meinungen, Mythen und Vorurteilen zu tun. Cook und Lewandowsky sammelten wichtige Erkenntnisse in ihrem „Debunking Handbook“.
Je weniger Argumente, umso besser!
Drei Argumente verändern mehr als zehn! „Viel hilft viel“ gilt also nicht. Je größer der kognitive Aufwand für die Meinungsänderung, umso eher wird die alte Meinung gefestigt. So geht auch der Hinweis, die Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten, nach hinten los. Auch interessant: Warum Kommunikation scheitert – 3 Illusionen
Erwähne nicht den Mythos, den Du widerlegen willst!
Attraktiv sind einfach gestrickte Legenden und Mythen. So führt die bloße Erwähnung eines Mythos („2012 geht die Welt unter“, „Impfen macht krank“, „Kreationismus ist die wahre Lehre“, „Der Markt gibt das nicht her“) zur Vertiefung der Legende. Der Effekt ist paradox: Je mehr die Probanden mit Gegentexten unter dem Titel „Weltuntergang 2012“ versorgt wurden, umso mehr nahm die Untergangsgläubigkeit zu. Je mehr etwas erwähnt wird, umso wahrer muss es sein. Unser Zwischen- und Reptilienhirn mag es schnell und eindeutig und Rechenzeiten im Neokortex kosten viel Energie und Zeit. Auch Chefs mögen es gerne einfach.
Starte mit Fakten unter Umgehung des Mythos
Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn man mit wenigen und möglichst einfachen Fakten startet. Die Chancen für einen Meinungswechsel steigen weiter, wenn Du gleich für einen Gegenmythos sorgst. Damit füllst Du gleich die entstehende Lücke.
Je besser wir uns fühlen, umso eher sind wir bereit, uns andere Argumente anzuhören und unsere Meinungen zu ändern
Diese Erkenntnis scheint mir nicht überraschend. Die Strategie, den anderen durch Unhöflichkeit, Statusgebärden oder Vorwürfe erst mal etwas zu verunsichern, funktioniert in der Regel hier nicht. Menschen, die sich gut darstellen können, die sich geborgen und sicher fühlen, zeigten signifikant weniger Abwehrreaktionen.
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