Kennen Sie den Redezahntiger?
Keiner hat ihn je gesehen, aber es muss ihn geben. Kaum stehen Menschen vor neuen Gruppen, bekommen Redner, Präsentatoren Herzrasen, eine trockene Kehle, einen Kloß im Hals, feuchte Hände und ähnliches. Kurz: Lampenfieber.
Unzählige Speicheldrüsen versorgen den Mund u.a. mit Enzymen zur Vorbereitung der Verdauung. Verdauung und Erholung sind Funktionen des Parasympathikus. Der Sympathikus dient dem Kampf, der Flucht und dem Schutz der eigenen Unversehrtheit. Verdauung u.ä. wird eingestellt. Durchblutung, Anspannung, Wachheit nehmen zu.
Wir reagieren, als hätten wir einen Säbelzahntiger vor uns.
Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es
Mark Twain
funktioniert vom Moment der Geburt an – bis zu dem
Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten.
Klar, diese Schutzprogramme sind uralt und es geht sicher nicht darum, die nötige und positive Aktivierung und Spannkraft, die Lampenfieber mit sich bringt, zu zerstören. Aber bei vielen gehen die Wirkungen weit über das Ziel hinaus. Reden ist nicht Laufen, Moderieren nicht Kämpfen, Antworten nicht Totstellen. Du kannst Menschen sehr gut kennen; sobald eine Gruppe davon auf einmal vor einem sitzt, verändert sich das Wesen auf einen Schlag. Wir können das Wohlwollen einer Gruppe nicht entschlüsseln. Das können wir nur bei einzelnen Gesichtern.

Drei bis vier Menschen können wir mit einem Blick einschätzen. Das Wohlfühlen in größeren Gruppen ist Arbeit.
Trick: Sprich zu drei Menschen (nur mit einem zu sprechen, irritiert alle anderen). Suche Dir drei bis vier extrovertierte Menschen aus, nimm mit ihnen Kontakt auf. Extrovertierte reagieren am deutlichsten: Lachen, Nicken, Erstaunen. Aber auch Fragezeichen, Unverständnis. Es sind die schnellsten Radare in der Masse.
©Grannemanns Workbook
1 Kommentar
Sehr schönes Bild!