Meine Oma habe ich noch im Ohr: „Jung, halt Dich gerade! Und gehe gerade durchs Leben.“ Der Tipp der Mutter einer Freundin war schon vor 50 Jahren: „Stell Dir beim Gehen und Sitzen vor, dass ein Faden an Deinem Brustbein Dich leicht nach oben zieht. Das macht Dich gerade, aber nicht hochnäsig oder arrogant.“ Unsere innere Haltung beeinflusst nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unsere Außenwirkung.
Geist-Körper, Körper- Geist: keine Einbahnstraße
„Haltung“ zieht sich als Begriff durch drei große Bereiche: Die körpersprachliche Pose, die innere Einstellung und das äußere Verhalten. Auch das englische „attitude“ bedeutet gleich alles drei. Körper und Psyche sind zwei Systeme, die sich gegenseitig beeinflussen.
1. Veränderung der äußeren Haltung
Auf dem Trampolin kann man keine Depression bekommen.
Dir gefällt Dein Zustand nicht? Verändere Deine Körperhaltung!
Und Haltung (intern) und Haltung (extern) ist keine Einbahnstraße. Achte bitte auf Dein Gefühl, wenn Du jetzt Deine Gesichtsmuskeln zu einem Lächeln formst. Wie viel Punkte auf einer 100er-Skala ist Deine Laune heller geworden? Stelle Dir vor, Du springst auf einem Trampolin. Gelingt es Dir, vorzustellen, auf dem Trampolin eine Depression zu bekommen? Wie sitzt Du jetzt im Moment? Wie verändern sich Gedanken und Gefühl, wenn Du Deinen Kopf hebst und er gerade auf Deinem Rückgrat ruht?
Der Mensch ist die Summe seiner Haltungen (zur Welt, zu den anderen und zu Dir selbst)
Vielleicht schaust Du heute Abend fern oder liest ein Buch. Die darin vorkommenden Charaktere und Rollen sind nichts anderes als ins Verhalten gebrachte Haltungen. Schau in irgendeinen Film und suche Dir irgendeine Rolle aus. Wetten, dass Du sehr schnell die Haltungen hinter dem Verhalten deuten kannst? Selbstbild, Weltbild, Menschenbild. Und wir erkennen sofort, was da nicht stimmig, nicht konsistent ist. Das nennen wir dann schlechtes oder schlampiges Schauspiel.
2. Veränderung der inneren Haltung
Haltungen geben Halt. Sie machen uns authentisch, kongruent und berechenbar.
Bist Du mit Dir und Deinen Haltungen eigentlich zufrieden? Hättest Du vielleicht gerne andere? Kaufen kann man die nicht. Aber man kann sie sich abschauen. Jeder Roman, jede Autobiografie, jeder Film macht uns Angebote. Mit welcher Haltung gehst Du morgen zur Arbeit? Haltungen entscheiden darüber, wie wir wahrnehmen, wie wir das Verhalten anderer interpretieren. Aber vor allem, wie wir uns entscheiden – unbewusst in tausenden von Situationen pro Tag und Woche.
Integrität ist ohne eine starke innere Haltung nicht möglich.
Wenn es etwas gibt, das wir uns z.B. von den Führungskräften wünschen, ist es Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Offenheit. Dieser Wunsch ist übrigens überall auf der Welt gleich. Wenn wir keinen inneren Kompass haben, werden wir schnell zum Spielball der Interessen der Menschen, mit denen wir gerade im Kontakt stehen. Dann entscheiden wir zu leicht zu Ungunsten der Menschen, die gerade nicht da sind. Die Folge sind Konflikte, Folgelügen und Inkongruenzen.
Hast Du eine Lieblingshaltung?
Die beste Art, seine Haltungen auf den Prüfstand zu stellen, ist, sie mit den Haltungen anderer zu vergleichen. Sammelt man mehrere davon, erhält man fast so etwas wie eine Haltungsbörse oder -bank. Hier ein paar Haltungen von anderen, die mich beeindruckt haben:
- „Der andere ist nicht böse, und ich bin nicht schuld“ (Auch interessant: So machst Du Schluss mit Spannungen im Team).
- „Andere haben nicht unrecht oder recht. Ich habe nicht recht oder unrecht. Wir haben unterschiedliche Informationen.“
- „Es gibt Deine Lösung, meine Lösung und die richtige.“
- Mach Dir Deinen Job klar. Wofür bist Du verantwortlich und wofür eben nicht: „Ich würde meinen Job nicht machen, wenn…“
- „Wenn Du schon etwas machst. Mach es richtig und mit vollem Einsatz.“
Welche innere Haltung fällt Dir noch ein? Ab in die Kommentare damit!
©Grannemanns Workbook