Lass Dir Zeit mit dem Berufseinstieg. Ich war 29 Jahre alt, als ich meinen ersten Vollzeitjob angetreten habe. Mit schlechten Gewissen. Was habe ich bloß die ganze Zeit gemacht? Vor allem die Personalleiter dieser Welt sagten: Viel zu alt! Heute weiß ich, dass es genau richtig war, so lange zu warten. Die umfangreichste Zufriedenheitsstudie (Wann sind wir wirklich zufrieden, Martin Schröder, 2020) kommt zu einem überraschenden Ergebnis.
Ergebnis der größten Berufszufriedenheitsstudie: Das optimale Alter für den Berufseinstieg liegt bei Männern bei 28/29 Jahren.
Bei Frauen liegt das optimale Alter bei 25/26 Jahren bevor mit zunehmendem Alter die Zufriedenheit wieder sinkt. Klare Botschaft in beiden Fällen: Glaube nicht den Idealvorstellungen der Personalberater und -leitungen, sondern lass Dir Zeit!
Vor dem Berufseinstieg: Augen auf bei der Berufswahl!
Wenn es nur die Lebenszufriedenheit wäre, könnte man auf die Hypothese kommen, dass wir zufriedener mit unserem Leben sind, weil wir sehr viel Zeit hatten, uns „die Hörner abzustoßen“. Aber es ist eben auch die Zufriedenheit mit dem Beruf, der mich zu einer anderen Vermutung führt:
Wir wissen einfach besser, was gut für uns ist
Es scheint also wichtiger zu sein, den richtigen Platz für sich zu finden, als auf dem Platz, den man hat, besser zu werden. Dazu sagte Albert Einstein: „Jeder ist ein Genie. Wenn Du aber einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sich ein Leben lang dumm fühlen.“ Bist Du vielleicht ein Fisch in einem Baum? Ich kann mich als Fisch nicht wirklich zu einem Affen machen, der Klettern kann. Aber ich kann mein Wasser suchen. Es gibt so viele Menschen, die unzufrieden sind, weil sie dem Affen nachstreben, anstatt ihren Teich zu suchen. Dazu gehört wohl die Erkenntnis: „Ich bin ein Fisch!“. Selbstreflexion, das ständige Fragen bei mir und bei den anderen, was ich kann und wo ich hingehöre. (Artikel: Persönlichkeitsentwicklung durch Feedback)
„Jeder ist ein Genie. Wenn Du aber einen Fisch danach beurteilst ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sich ein Leben lang dumm fühlen.“
Ein Besser-Werden im falschen Job kann die richtige Entscheidung bei der Berufswahl nicht ausgleichen. Aber was mache ich, wenn ich schon den nicht ganz optimalen Beruf gewählt habe? Ganz einfach: Beruf wechseln! (Unzufrieden im Job – Jobwechsel ja oder nein?) Und das ist eben nicht einfach. Ein Wechsel ist umso schwieriger, je länger ich schon in der Laufbahn- und Wohlstandsfalle stecke. Sobald wir mehr verdienen, passen wir viel zu schnell unsere Ansprüche an unseren Lebensstandard an. Ein Neustart ist aber in der Regel auch mit einem Neustart beim Geld verbunden. Das macht die Korrektur so schwer.
Die Laufbahn- und Lebensstandardfalle macht den Berufswechsel so schwer
Also ganz klare Empfehlung: Den Lebensstandard so lange wie möglich so niedrig wie möglich halten. Die gleiche Studie kommt nämlich beim Geld zum Ergebnis, dass ab einem monatlichen Einkommen von 2 bis 3 Tausend Euro der Zuwachs im Geld kaum noch einen Zuwachs an Zufriedenheit bringt. Die Ursache liegt an der blitzartigen Gewöhnung an den Zuwachs an Lebensstandard. Nach ein paar Monaten haben wir uns schon an den Sprung in die neue Klasse (z.B. des Autos) gewöhnt und halten diese Klasse für normal.
Artikel: Jobwechsel Ü 50 – Bewerbungstipps und -fehler
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