Kommunikation ähnelt einem Eisberg. Das Wesentliche ist nicht immer offensichtlich. Wir kommunizieren auf zwei Ebenen, der – offensichtlichen – Sachebene und der – weniger bis gar nicht sichtbaren – emotionalen Ebene. Das Eisbergmodell macht das deutlich.
Das Wesentliche ist für das Auge nicht immer sichtbar. So können wir von einem Eisberg zumeist nur zehn Prozent sehen. Die Dichte des Eises beträgt 0,920 Kilogramm pro Liter, die des Meerwassers ist 1,025 Kilogramm/Liter. Dadurch liegt der wesentliche Teil unter der Oberfläche (Salzgehalt, Temperatur und Lufteinschlüsse lassen den Wert etwas variieren).
Das Eisbergmodell
Der Eisberg eignet sich wunderbar als Metapher für die Kommunikation, in der immer zwei Ebenen wirksam sind. So wie die Titanic, scheitern viele Vorhaben, Ideen, Vorschläge und Projekte nicht an der sichtbaren Ebene (kognitive Ebene) der sachlichen Informationen, der Folien, Texte, vorgetragenen Argumente und Zusammenhänge, sondern an der unsichtbaren Ebene (emotional-unbewusste Ebene) der Emotionen, verdeckten Interessen und Ziele, Werte, ungeschriebenen Gesetze, Beziehungen.

So wie der Eisberg eine Einheit darstellt, so sind auch die kognitive und emotionale Ebene nicht voneinander zu trennen. Und wir kommunizieren immer auf beiden Ebenen miteinander. Auf der sachlich-inhaltlichen, verbalen und der nonverbalen, körpersprachlichen und stimmlichen Ebene. Sind beide Ebenen im Einklang und gehen in die gleiche Richtung, empfinden wir die Kommunikation als kongruent und authentisch. Spannend wird das Eisberg-Modell, wenn die wahren Interessen, Ziele, Werte und Emotionen nicht kommuniziert werden dürfen:
Beispiele, in denen Ziele, Werte und Emotionen nicht kommuniziert werden „dürfen“
- Zwei streiten sich um eine Sachfrage, dabei geht es nur darum, wer gewinnt.
- Jemand vertritt eine Meinung, nicht weil er wirklich dahinter steht, sondern er glaubt, damit besser „strahlen“ zu können.
- Jemand argumentiert für den Lieferanten A, nicht weil er besser ist, sondern weil eine andere persönliche Ebene/Verpflichtung besteht.
- Jemand wehrt sich gegen das Projekt B, nicht weil es nicht notwendig wäre, sondern weil es einem anderen aus der Seilschaft, dem er etwas schuldet, Ressourcen streitig machen könnte.
- Ein Mitarbeiter argumentiert gegen C, einfach weil er unsichtbare (Versagens-) Ängste mit der Aufgabe verbindet
Du hast eigene Beispiele? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!
Rationalisierungen, Manipulationen, Scheinargumente und „Politik“
Nicht nur der wesentliche Teil liegt im unsichtbaren Teil des Eisbergs, sondern auch der Schwerpunkt. Entschieden wird im Unbewussten. So werden sozial akzeptierte Scheinargumente und Rationalisierungen nach oben geschoben, während ganz andere Interessen und Motive verborgen dahinter stehen.
Kollisionen mit dem Eisberg verhindern
Unser Unterwasserradar ist unsere Fähigkeit, Inkongruenzen in Stimme, Mimik und Gestik wahrzunehmen. Aber eine zuverlässige Regel, Kollisionen zu vermeiden, gibt es nicht. So kann jede Ablenkung, jeder neue Gedanke zu einer Inkongruenz führen. Auf der anderen Seite zeigt jeder gute Schauspieler, wie man Inkongruenzen vermeiden kann.
Die beste Regel scheint zu sein: Vertraue dem eigenen Unbewussten, der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit, der eigenen Intuition, folge den Hinweisen ohne gleich hinter jeder Inkongruenz eine böse Absicht zu vermuten …
Findest Du doch eine böse Absicht oder ein Kollege verbreitet tagtäglich schlechte Laune? Schau mal hier: Immun gegen schlechte Laune im Büro – Eine Anleitung
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